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Misha Friedman, Masha Gessen: Vergessen. Stalins Gulag in Putins Russland

Vergessen. Stalins Gulag in Putins Russland

von Misha Friedman, Masha Gessen
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Dokumentation
ISBN-13 978-3-423-28172-0

Preis: 17,61 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. November 2024]
Auf den ersten Blick wirkt die Umschlaggestaltung trist - sie soll es wohl auch sein. Das Thema des Buches lautet "Vergessen". Dabei ist es bei genauer Betrachtung ein Buch gegen das Vergessen - ein wichtiger Beitrag zu einem selten angesprochenen, düsteren Thema in der Ära sowjetischer Macht unter Stalin. Gessen als Autorin und auch der sie begleitende Fotograf Friedman sind gebürtige Sowjetbürger. Ihr Lebensweg führte sie ins Ausland und heute leben beide mit ihren Familien in New York. Insofern also eine Rückkehr in die alte Heimat.

Die Autorin erklärt dem Leser zunächst das System der Straflager, die in der Ära des sowjetischen Diktators Stalin Hochkonjunktur hatten. Menschen verschwinden spurlos, immer wieder erhalten die Angehörigen Todesmitteilungen sowjetischer Behörden, die viele Fragen offen lassen. Fragen, die die Angehörigen nicht stellen konnten, wollten sie selbst nicht in Gefahr geraten.

Nach dem Tode Stalins, in der Phase des "Tauwetters", gerieten einige Informationen an Tageslicht. Längst aber nicht alle und so blieben viele Angehörige nach wie vor im Unklaren über das Schicksal ihrer Verwandten. Der innensowjetische Umgang mit den Lagern, die Aufarbeitung der Verbrechen erlebte Phasen der Erhellung, bevor sie wieder im Nichts verschwanden. Eine konsequente Aufarbeitung und Klärung in der Öffentlichkeit erfolgte zu keiner Zeit. Es passte vielen Machthabern der Sowjetunion und des heutigen Russland wohl nicht in das Bild einer Weltmacht.

Gessen und Friedman begeben sich auf die Suche nach den Überresten und treffen dabei auch eine der letzten Überlebenden. Sie entdecken und dokumentieren ihre Erkenntnisse. Ein wichtiger Beitrag, denn nicht mehr all zu lange wird es möglich sein, mit Menschen zu sprechen, die erlebt haben, was in den Lagern passierte. Menschen, die heute Abstand gewonnen haben - ebenfalls eine bedrückend Erkenntnis!
Fazit
Es ist eine beschwerliche und Lange Reise, von den Wäldern Kareliens im Westen bis in den fernen Osten Russlands. Der sachliche, gut zu lesende Text wird hierbei gekonnt ergänzt durch die eindrucksvollen Bilder des Fotografen. Oftmals triste Bilder in schwarzweiß. Sie passen jedoch perfekt zu den eher schwermütigen Erkenntnissen der Recherchen.

Ein informatives und bedrückendes Buch zugleich, das Gessen und Friedman verfasst haben. Zu einem ungewöhnlichen Thema, das nicht im Blickfeld einer Öffentlichkeit steht. Um so wichtiger ist es zu Erinnern - gegen das Vergessen!
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Dietmar Langusch [Profil]
veröffentlicht am 12. März 2019

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