Ausrichtung des Fokus auf Wohlbefinden statt "nur" Abwesenheit von
Krankheit
So gut wie jeder Mensch, der im Lauf seines Lebens sich in "Problemen"
und dies vorrangig innerlicher Natur wiederfindet, wird bereits einmal mit dem
Gedanken gespielt oder diesen umgesetzt haben, sich psychotherapeutische Hilfe
zu suchen. Wobei dort die "Wiederherstellung" einer inneren Befriedung
und eines Abstellens der vorliegenden Störungen eindeutig im Fokus steht, egal
welcher Schule die einzelnen Formen der Psychotherapie folgen. Die "Lösung
des Problems" ist dabei die Priorität. Was in der Regel zu einer
Steigerung des Wohlbefindens natürlich automatisch führt, wenn die Therapie
erfolgreich verläuft.
Dennoch, und das durchaus mit Recht, setzt Fava im Blick auf die Psychotherapie
den Fokus, diesen damit (nur ein wenig) "Verrückend", auch und vor
allem auf die Stärkung und, u.U., Herstellung vor allem des persönlichen
Wohlbefindens. Und trifft dabei die graduelle Unterscheidung zwischen der
"Behandlung einer Krankheit" einerseits und deren (so erfolgreich
durchgeführt) dann "Abwesenheit von Krankheit" und dem persönlichen
Wohlbefinden, dass für ihn eine davon zunächst getrennte Kategorie darstellt.
Mithilfe der "Well-Being-Therapie", als Kurzzeittherapie stark
lösungsorientiert ausgelegt, legt Fava nun einen Ansatz für die
psychotherapeutische Arbeit vor, die sich verstärkt der Stabilisierung der
Person und dem subjektiven Wohlbefinden mit sich (und der Welt), zuwendet.
Schritt für Schritt legt das Buch dabei die Entwicklung und Umsetzung der WBT
sehr verständlich dar, bevor im zweiten Hauptteil die besondere Form der
Diagnostik Schritt für Schritt erläutert wird, mitsamt der einzelnen Schritte
des therapeutischen Prozesses samt deren Ziele und Strategien sehr konkret
beinhaltet. Wie sich das Ganze in den aktuellen Praxisstudien darstellt, welche
Schlüsse gezogen werden können, das ist Inhalt des abschließenden Hauptteils
des Werkes. Aufgrund der vielfachen Praxisbeispiele ist auch hier für den Leser
eine Verständlichkeit gegeben.
Nicht nur in einzelnen Schritten, der Diagnostik und der Abläufe bildet die WBT
dabei einen etwas anderen als gewohnten Ansatz, auch die starke Einbeziehung der
Klienten in Form mannigfaltiger Anleitungen zur "Selbsttherapie"
(Therapieaufgaben werden gestellt, wie auch ein strukturiertes Tagebuch
wesentliches Element dieser Kurzzeittherapie ist, beide Elemente ergänzen in
der Eigenarbeit des Klienten die Interaktionen zwischen Therapeut und Klient).
Durch Modifikationen des aktuellen Lebensstils (in Kooperation und durch
Einsicht des Klienten) und durch Stärkung der Selbsthilfemöglichkeiten vor
allem reihen sich die therapeutischen Schritte innerlich aufeinander aufbauend
aneinander und dienen so dem gesetzten Ziel der WBT: Die Herstellung eines
ausbalancierten Wohlbefindens".
Fazit
Insgesamt legt Fava einen interessanten, neuen Ansatz vor, der mit eher
therapeutisch ungewohnten Begriffen wie "Flow" arbeitet, der aktuell
im Blick auf verschiedene, konkrete psychische Erkrankungen erforscht wird,
bereits jetzt aber für den interessierten Leser nicht wenige Impulse bereit
hält, sich konstruktiv der eigenen, kreativen Gestaltung des Lebens zuzuwenden
mit dem Ziel weniger "sich vor etwas (an Krankheit) zu bewahren), sondern
genau jene Impulse und Wichtigkeiten sich bewusst zu machen, die das eigene
Wohlbefinden im eigenen Leben ausmachen, steigern und herstellen können. Eine
interessante Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 31. Januar 2019 2019-01-31 14:59:59