Pendergast aufs Neue
Bei diesem neuen Fall für Aloysius Pendergast, FBI und seinen
"Buddy", Vincent d'Agosta, NYPD, ist doch das ein oder andere, vor
allem der Beginn, anders als in den bisherigen Werken um den besonderen Agenten
mit seiner Villa in New York, seinem Fahrer, seinem Rolls Royce und seinem
großen Talent, um ziemlich viele Ecken denken und nachspüren zu können. Was
fehlt ist zum einen das "Mystische", dass in den bisherigen Thrillern
um Pendergast immer eine gewisse Rolle spielte und ein Anfang, der zudem recht
schnell geschrieben worden zu sein scheint und erst nach dem ersten Drittel des
Thrillers die altbekannte Atmosphäre und Spannung langsam aufkommen lässt.
Dann aber gewinnt auch dieser Fall enorm an Fahrt und entschädigt für eine
eher frühe Auflösung der rätselhaften Morde mit einem langegezogenen,
beinharten und knisternden Finale in einem ausgebrannten Gebäude in New York
mit einer besonderen Bedeutung für den Täter. Dem "Enthaupter", der
schwer bewachte und schwer gesicherte reiche Menschen (mit jeder Menge Dreck am
Stecken) in ihrem ureigensten Privatleben aufscheucht und hinrichtet. Eine
Mordserie, die ein Reporter gut zu nutzen versteht, seinen langsam versinkenden
Stern am Journalistenhimmel aufzupolieren (was ihn selbst zudem in den
Brennpunkt harter Nachstellungen stellen wird), bis ein Mord die gesamte Linie
scheinbar durchbricht und alle Ermittlungen wieder auf null zurückwirft.
Und eine Serie, die ein ehemaliger Jesuitenpriester für eine
"reinigende" Kritik am Zustand der Gesellschaft, in der "ein
Prozent" fast alles besitzt und der Rest kaum mehr über die Runden kommt
ebenfalls zu nutzen gedenkt. Eine Linie im Thriller, die spielerisch sich diesem
"Zustand der Welt" nähert und, gut so, in ihren Auswirkungen
offenbleibt, aber wenig Hoffnungen auf Veränderungen bietet, wenn man bedenkt,
was mit den Dingend es "Fegefeuers der Eitelkeiten" am Ende passieren
wird. Wobei nicht alle Ermittlungen haltlos werden, denn jene, die hinter
Pendergast undurchdringlichem Gesichtsausdruck ganz eigene Wege bis dato
gegangen waren, werden das Ziel natürlich bestens Einkreisen.
Für Action im Finale und Spannung auf dem Weg zur Enttarnung des Täters ist
somit gesorgt, wobei das ein oder andere Moment (wie einer an zwei Orten
dokumentiert zugleich wohl sein kann) wenig erklärt wird und im Lauf der
Ereignisse einfach verschwindet und, wie erwähnt, das mystische an Atmosphäre
sich in der Lektüre dieses Thrillers nicht einstellen wird.
Fazit
Routiniert in der flüssigen Darstellung, bekannt in den wichtigen Charakteren
(wobei das Mündel im Hause Pendergast (Charlotte) leider keine so tragende
Rolle mehr spielt und auch Proctor nur eher als Statist auftaucht) und als
Kriminalpuzzle durchaus auf gewohnt undurchschaubarere Ebene, die umgehend den
Leser mit Rätseln lässt, bieten Preston/Child durchaus wieder solide
Thriller-Kost, der diesmal das gewisse Etwas zumindest ein stückweit fehlt.
Insgesamt jedoch sorgt das Werk für anregende Lesestunden.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 31. Januar 2019 2019-01-31 14:09:07