Ehrliche und reflektierte Sicht auf die inneren Belastungen des Lebens
Respekt! Das, vor allem, verbleibt dem Leser nach dem Ende der Lektüre dieser
speziellen Autobiographie. Und das Wissen zudem: Wer aktuell einen der
berühmt-berüchtigten, karnevalistischen Auftritte der "Altneuhauser
Feierwehrkapelln" besucht und sich am "dicken Trommler" erfreut,
der betrachtet zugleich einen Mann mit einem "Kunstbauch". Den er
nicht immer brauchte, ganz im Gegenteil.
280 Kilo waren es zu "guten Zeiten" mit Fleischkäsebrötchen und
einem beständigen "nebenher mal" zu einem der bekannten
Fast-Food-Burger-Läden. Was, gekoppelt mit der Bewegungslosigkeit des damaligen
Berufs, LKW-Fahrer, zur stattlichen, ungesunden, gefährlichen Körperfülle
führte. Was, wie Stummreiter lebendig zu erzählen versteht, natürlich tiefere
Gründe hatte. Wenn der Trommler über den frühen Tod seiner Mutter spricht,
bestens plakativ seine Zeit als Gaststättenbetreiber Revue passieren lässt,
das private Dilemma unprätentiös mit ausbreitet, dann wird ebenso deutlich,
dass Stummreiter durchaus eine "Frohnatur" ist, und dennoch seinen Weg
und seine Geschichte intensiv reflektiert hat.
Der "JoJo-Effekt" war dabei genauso wohlbekannt, wie der Versuch
mittels einer "Drink-Kur" kräftig abzuspecken, was am Ende allerdings
eine noch radikalere Methode bedurfte, um dauerhaft Erfolg zu haben. Und es ist
auch eine Geschichte über menschliche Nähe, über den wichtigen Einfluss des
Chefs der Kapelle für diesen "Weg zur Gesundheit", über die Liebe
(auch dies lebendig und dennoch ohne Überhöhung mit seiner "Evi"
erzählt) und Freundschaft und vieles mehr. Und da Stummreiter auch die
Rückschläge und Belastungen nicht auslässt, ergibt sich am Ende ein überaus
rundes Bild, das nicht nur eine konkrete Geschichte unterhaltsam und berührend
erzählt, sondern auch für andere Betroffene, so sie es möchten, Wege aufzeigt
(anstrengende, keine Frage), aus dem Dilemma von Genuss-Essen, Frust-Essen,
Sucht-Essen sich selbst herauszuziehen. Wobei die richtige Hilfe ohne Zweifel
wichtig und notwendig ist. Auch das ist ein Ergebnis der Lektüre, dass ein
"sich alleine quälen" per se fast zum Scheitern verurteilt ist.
Fazit
Eine anregende, interessante, persönliche, mit Humor versehen Lektüre, die an
den richtigen Stellen auch emotional berührt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 19. November 2018 2018-11-19 15:20:12