Hoch spannend und mit vielfachen Erzählfäden versehen
Es ist nicht Action, die bei den Thrillern von Erik Valeuer im Vordergrund
steht. Und so ist auch dieses neue Werk vor allem ein intelligenter,
rätselhafter Ablauf von Ereignissen aus fernerer Vergangenheit und dem
Verschwinden einer alten Witwe (auf keinen Fall nicht zufällig die Mutter des
Ministerpräsidenten Dänemarks im Roman). Was Valeur so geschickt als aktuelles
Geschehen mit der Vergangenheit der Protagonisten im Buch (nicht nur des
"Mannes im Leuchtturm", Viggo) verknüpft, dass fast bis wirklich zu
den letzten 2, 3 Seiten absolut nicht klar wird, wer genau nun seine
(begründete) Rache genommen hat.
Lange also hält Valuer mühelos die Spannung der Frage nach dem
"Wer?" aufrecht, wie er ebenfalls in Ruhe und dennoch fesselnd die
Tiefen seines Personals auslotet. Selbstherrliche Politiker, die schon als
Kinder Tyrannen waren, ein Mann mit dramatischer Lebensgeschichte, der weiß,
was es heißt, ein "Omen" zu träumen. Beste Freunde, die im Lauf der
Jahre sich auseinanderdividiert haben. Ein Forscher, der noch Jahre danach die
Verfolgungen aus der Schulzeit mitten im Leben spüren wird. Einer, der ein
Geschäft daraus kreiert, die Angst vor dem Tod bei den Menschen zu nutzen. Und
eine Pfarrerin mit ganz eigenem Gemüt, dass sich erst allmählich und ganz
nebenbei in voller Breite dem Leser zeigen wird.
Mit verschiedenen Formen der Gewalt, auch tödlicher, in jungen Jahren und zu
Schulzeiten. Mit nur vermeintlichen Unfällen, einer geheimnisvollen weiteren
Frau, die sich als gefährlich erweisen wird. Mit Ermittlern, die nur
"Mord-Chef" und "Nr.2" genannt werden (bis fast zum Ende des
Romans, wo in einer wichtigen Szene doch ein Name fallen wird). Und ein Tappen
im Dunklen für (fast) alle Beteiligten (und die Leser), welches Valeur in
bester Form durchgehend für die Tiefe der Personen und der Ereignisse und das
langsame Hervorbringen eines Hintergrundes der Tat und der Täter als vielfaches
Puzzle nutzt, das klug und überlegt Seite für Seite vor den Augen des Lesers
entsteht.
"Sie konnten nicht sterben. Nicht mitten im Leben, dafür war es viel zu
früh".
Aber da sollte sich Ove nicht täuschen. Denn bei einer der Personen ist
tatsächlich, um im Bild zu bleiben, schon "vor dem eigentlichen
Leben" "etwas gestorben". Etwas Wichtiges. Doch ist es
tatsächlich Viggo, der in großer äußerer und innerer Abgeschiedenheit einem
Phänomen folgt, dass für immense Unruhe im allgemeinen Leben sorgen könnte,
wenn es breit bekannt du ernst genommen werden würde? Oder seine
"Beobachterin", die wohl mehr mit allem zu tun hat, als es anfangs
scheint? Oder gar eine Gewalttat innerhalb einer bekannten Familie aus reinen
Gründen zur Bereicherung?
Fazit
Vielfach sind die Motive, vielfach könnte begründet sein, was geschehen ist,
mehrfach zumindest treten Verdächtige im Lauf der Ereignisse zu Tage und alles
folgt einem geschickt verästelten roten Faden, der von Anfang bis Ende des
Thrillers für beste Unterhaltung sorgt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 14. November 2018 2018-11-14 15:44:57