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Petra Oelker: Die Brücke zwischen den Welten

Die Brücke zwischen den Welten

von Petra Oelker
Verlag: Wunderlich [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-8052-0027-1

Preis: 10,59 Euro bei Amazon.de [Stand: 03. November 2024]
Hans Körner ist ein erfahrener Verkäufer im Hamburger Teppichhaus Weise, als er zu Anfang des 20. Jahrhunderts durch einen dummen Fehler seine Stelle verliert. Gemeinsam mit einem Praktikanten der Firma entsteht der Plan, die Identitäten zu tauschen. Körner wird als Ludwig Brehm nach Konstantinopel reisen und für ein Jahr im Teppichhandel Ihmsen & Witt arbeiten. Die Stadt zwischen Orient und Okzident soll angeblich ideal zum Untertauchen sein. Brehm wird sich mit Körners Papieren Richtung Panama einschiffen. Ein gefährlicher Plan für den ahnungslosen Körner; denn Brehm könnte ein gesuchter Spitzbube sein.

Der neue Ludwig Brehm nimmt die Arbeit bei Ihmsen Pascha und dessen Kompagnon Richard Witt auf. Sein Rollenwechsel erfordert mehr Konzentration als erwartet; denn seine Chefs ahnen bald, dass sie nicht den erwarteten nichtsnutzigen Schnösel vor sich haben, dessen Vater sie einen Gefallen schuldeten, sondern einen erfahrenen Mitarbeiter. Im großen Haushalt der deutschen Händler wird vom angeblichen Brehm eine Sicherheit auf gesellschaftlichem Parkett erwartet, die Hans Körner nicht bieten kann. Auslandsstudium, Klavierspielen, Reiten - als Junge aus einfachen Verhältnissen muss er sich immer wieder herausreden und braucht bald ein Notizbuch, um seine neue Lebensgeschichte zu pauken. Schon auf der Bahnreise hatte "Ludwig" eingesehen, dass Französisch sprechen sollte, wer auf dem Balkan unterwegs ist. Ludwig lernt bald Milena Bonnard kennen, die sich in der Stadt als Gesellschafterin und Französisch-Lehrerin durchschlägt. Milena muss erfahren, dass Konstantinopel Handelsplatz für Informationen aller Art ist und die Verkäufer dieser Informationen nicht lange fackeln, um an ihre Ware zu gelangen. Nicht nur Ludwig hat etwas zu verbergen. Dass diese brutale Welt auch ihm gefährlich werden kann, ahnt er jedoch nicht. Derweil hat sich eine Cousine des echten Ludwig zu Besuch ankündigt, die den falschen Brehm auffliegen lassen könnte. 14 Jahre nach dem Jungenstreich von Hans und Ludwig kehrt ein sichtlich gealterter Reiter in seine Stadt zurück, die er beinahe nicht wiedererkennt; denn sie wirkt prächtiger als in seiner Erinnerung. Der Mann spricht Türkisch und scheint die Deutschen zu suchen die hier einmal lebten …

Mit Richards britischer Ehefrau Edith, dem armenischen Angestellten Victor, dem aus Bessarabien geflüchteten Avram und einem britischen Archäologen treten neben Milena höchst interessante Figuren auf, die ich gern intensiver kennengelernt hätte. Edith hat den verwitweten Richard geheiratet und befindet sich noch mitten im Kampf um die Gunst seiner Kinder aus erster Ehe. Für die Zeit der Handlung eine realistische Situation und ein bewährtes Setting in Familienromanen. Ludwigs Rollentausch, der ihn eher zum Tief- als zum Hochstapler werden lässt, und das gesellschaftliche Leben "zwischen den Welten" nehmen in Petra Oelkers opulentem historischem Roman breiten Raum ein. Das hoch interessante Gewerbe des Teppichhandels spielt eher eine Nebenrolle. Der Bau des Suez-Kanals, der Bagdad-Bahn und der Beginn des Kreuzfahrt-Tourismus liefern den wirtschaftshistorischen Hintergrund zum farbenprächtigen Szenario einer Stadt der Händler und Bazare. Zunächst leise Töne an den Kaffeetischen brechen schon bald auf zu harscheren Worten; denn dem Osmanischen Reich stehen bedeutende Veränderungen bevor.
Fazit
"Brücke zwischen den Welten" führt kurz vor dem Auseinanderbrechen des Osmanische Reichs, in der Hauptsache als spannender Gesellschafts-Roman, Figuren aus Ost und West zusammen.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 29. Oktober 2018

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