Vanja Lithner arbeitet inzwischen bei der Polizei in Uppsala und wird in ihrer
neuen Dienststelle mit einer Reihe spektakulärer Vergewaltigungen konfrontiert.
Zwei vollendete Taten und ein Tatversuch innerhalb eines Monats drängen die
Ermittler, nach einem Zusammenhang zwischen den Opfern zu suchen. Der Täter
betäubt seine Opfer und hinterlässt jedes Mal eine charakteristische
Handschrift. Die gesicherten DNA-Spuren stammen von mehr als einer Person, ein
Trittbrettfahrer oder ein Nachahmer als weiterer Täter erscheinen plausibel.
Vanjas Chefin Anne-Lie Ulander zieht deshalb die Reichsmordkommission aus
Stockholm zu den Ermittlungen hinzu, sowie als Profiler den ehemaligen
Polizeipsychologen Sebastian Bergman, der inzwischen nur noch als Buchautor
tätig ist. Da eine Zeugin Informationen zurückhält, sind die Leser den
Ermittlern stets einen Gedanken voraus. Eingeschobene Gedanken aus der
Ichperspektive verraten darüber hinaus, dass eine Person ein Motiv zur Rache an
den Opfern haben könnte. Die Polizei wird von den Opfern und der schwedischen
Öffentlichkeit als schwach und ineffektiv erlebt, so dass hier neben den
reinen Ermittlungen auch das durch die Vergewaltigungsfälle beschädigte
Sicherheitsgefühl schwedischer Frauen im Mittelpunkt steht.
Eine erfolgreiche Team-Arbeit der Ermittler aus Uppsala und Stockholm scheint
von Anfang an zweifelhaft, da Anne-Lie das Heft nicht aus der Hand geben will.
Ein sehr gelungener Handlungsstrang zeigt Polizeireporter Wagner bei der Arbeit
und wirft die Frage auf, ob die Ermittler überhaupt bemerken würden, falls ein
Außenstehender ihnen einen entscheidenden Hinweis auf dem Silbertablett
servieren würde. Sebastian Bergman zeigt sich im Laufe der Ermittlungen als
immer noch höchst unprofessionell arbeitende und für seine Kollegen
unausstehliche Persönlichkeit. Seine Sexsucht hätte längst in therapeutische
Behandlung gehört; den Tod von Frau und Tochter beim Tsunami in Südostasien
hat Bergman offenbar noch immer nicht verarbeitet. Auch der Konflikt zwischen
Bergman und Vanja Lithner (Bergman hatte sich bereits früher als Vanjas
leiblicher Vater entpuppt) ist nicht ausgestanden. Außer dem
Vater-Tochter-Konflikt blockieren weitere dysfunktionale Beziehungen die
Team-Arbeit. Als nach und nach alle Figuren in die Handlung dieses Bandes
eingeführt sind, gefährdet Billys Gewalttätigkeit die Ermittlungen – den zu
allem Überfluss jemand aus dem Team zu decken scheint.
Fazit
Bis die Verdächtigen und ihre Beziehungen zu den Opfern ausgeleuchtet sind,
zieht die Spannungskurve zunächst nur mäßig an. Im Gesamtbild der Reihe
bietet der 6. Band wieder einen intelligenten, fesselnden Fall mit einigen
falschen Spuren – der wieder mit einen Cliffhanger schließt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 17. Oktober 2018 2018-10-17 14:23:42