Western in besonderer Form
Es ist ein intensiver Monolog, mit dem jener Thomas, Soldat der Kavallerie, in
der frühen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Leser mitten hinein in den
"Westen des Westerns" holt. Einerseits sein Schicksal, das der
Ich-Erzähler allgemeingültig fast mit der damaligen Zeit verknüpft (was
alleine schon der Rückblick des gebürtigen Iren auf die Hungersnöte jener
Zeit, die Verschiffung nach Amerika und den schwierigen Anfang dort angeht),
andererseits ein Lebensweg mit besonderen Eigenarten, wie schon die Kleidung
verrät, welche Thomas und sein engster Freund in jenem Saloon für einige Jahre
tragen. Eine besondere Freundschaft, die den Rahmen "normaler Western"
deutlich sprengen wird. Wie überhaupt die "Action" eher lakonisch am
Rande miterzählt wird, wichtiger aber die Reflexionen und Reaktionen auf die
Gewalt der Indianerkriege, des Bürgerkriegs, die Sehnsucht nach einem
"Ankommen" und überhaupt die Sorge ums Überleben in den Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit rücken.
"Glauben Sie mir, wenn ich sage, es gibt einen bestimmten Typ Mann, der
liebt es, Soldat zu sein, egal wie elend der Lohn"
Und egal, welche Aufgabe gestellt wird. Ein Trott entsteht, der weniger nach
richtig oder falsch fragt, sondern in der Verbindung zu den anderen Kameraden
und den Vorgesetzten gründet. Befehlen gehorchen, klaglos durch Schmutz, Regen
und Hunger sich bewegen, miteinander sich freuen, wenn gute Zeiten anbrechen.
Für die, als ein Beispiel, die atmosphärisch dichte Büffeljagd und die Freude
an den vollen Bäuchen im Buch steht. Doch holprig ist der Weg. Angeeckt wird
werden, Pläne entstehen und vergehen und immer wieder dringt die Härte und
Brutalität des Kampfes durch die Seiten ungefiltert und schlicht erzählt auf
den Leser ein.
"Aber zuerst zückte er ein scharfes Messer, das er bei sich trägt, aus
ner abgebrochenen, eisernen Spitze gemacht. Das wollte er mir in den Leib
rammen, falls es so aussieht, als würd ich ihm fies kommen".
So bewegt sich Thomas genau auf der Grenzlinie der damaligen Zeit, nimmt den
Leser mit in dieses, letztlich unrühmliche und blutdürstige Kapitel
amerikanischer "Eroberungsgeschichte", ist einerseits Teil von all
dem, Soldat und im Umgang mit der Waffe hoch talentiert, und andererseits in
seiner ganzen Haltung und Lebensweise anders, eng gebunden an seinen einzigen
und intensiven Freund.
Fazit
Hervorragend versteht es Barry dabei, in einfacher, lakonischer, dennoch
bildkräftiger Sprache das Düstere, Unmenschliche jener Zeit und jener
geographischen Region mit einem aussagekräftigen und außergewöhnlichen
Charakter als Hauptfigur, an dem sich die Geschichte der Eroberung des Westens
exemplarisch ablesen lässt.
Eine sehr zu empfehlende Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. September 2018 2018-09-26 11:55:16