Oft gelesene Informationen erzeugen Meinung. Je häufiger ein kommentierter
Sachverhalt auftaucht, um so mehr erzeugt er den Eindruck: das muss doch richtig
sein!
Ute Schaeffer, ehemalige Chefredakteurin der Deutschen Welle, begab sich auf die
Suche: wie und wo wird Meinung "gemacht"? Das Internet als
Informationsquelle nimmt hierbei einen zunehmend wichtigeren Raum ein. Auch wenn
Deutschland in dieser Hinsicht sich noch eher konservativ gibt und den
traditionellen Medien breiten Raum für die Informationsweitergabe einräumt,
die Bedeutung der Informationsbildung über das Netz hat sprunghaft zugenommen
und wird unaufhaltsam weiter an Bedeutung gewinnen.
Das Buch von Ute Schaeffer verfolgt, inhaltlich klar gegliedert, mehrere
Zielstellungen:
Wer nutzt soziale Netzwerke für gezielte "Information" (besser:
Desinformation")? Die Autorin begibt sich dabei in die Rolle einer
investigativen Journalistin und ermittelt, dass sich insbesondere die Neue
Rechte in der Bundesrepublik moderner Techniken bedient um gezielte
Meinungsmache zu betreiben. International wird die Informationspolitik
Russlands, der US-Regierung unter Donald Trump und schließlich der
islamistischen Dschihadisten des IS unter die Lupe genommen.
Wie erfolgt gezielte Einflussnahme auf die Meinungsbildung? In ihren
Betrachtungen geht Schaeffer auf die Bedeutung sozialer Netzwerke wie Facebook,
Twitter, YouTube u.v.m. ein. Das Streuen und gezielte Steuern von scheinbar
neutralen Inhalten und deren massenhafte Verbreitung wird intensiv und
informativ dargestellt. Social Bots und Trolle verbreiten diese Informationen in
Windeseile und steuern gezielt bestimmte Interessentengruppen über die sozialen
Netzwerke an. So wird Meinung gemacht!
Wie verhalten sich die Informationsempfänger? Traurige Wahrheit: Bestimmte
Nutzergruppen schotten sich zunehmend ab und begeben sich in eine gefährliche
Spirale: durch einseitige Informationen erhält der Empfänger dieser
Information immer wieder eine Bestätigung seiner bereits vorhandenen Meinung.
Je häufiger gleich gelagerte Informationen den Empfänger erreichen, um so mehr
gelangen sie in den Status der "Wahrheit".
Worin besteht die Gefahr und was kann und muss getan werden um Fake-News durch
Fakten zu ersetzen? Abschließend werden Vorschläge zu konkreten
Gegenmaßnahmen gemacht. Die Nutzung digitaler Medien zu einer gezielt
einseitigen Informationspolitik darf nicht die alleinige "Spielwiese"
reaktionärer Kräfte und Organisationen werden bzw. bleiben. Ansonsten gerät
unser demokratischer Staat in einen gefährlichen Strudel. Medien und die
demokratischen politischen Kräfte müssen gegenhalten und Fake-News entlarven.
Fazit
Das Buch von Ute Schaeffer ist ein gut zu lesendes Werk, reichlich gefüllt mit
wichtigen Informationen zur Bedeutung sozialer Netzwerke für die moderne
Informationspolitik. Gut recherchiert zeigt sie dem Leser, wie moderne
Meinungsmache funktioniert und wie das geschickte Ausnutzen zusätzlicher
Möglichkeiten im Netz selbst nachweislich falsche Meldungen (Fake-News) durch
gezieltes Streuen und häufiges Wiederholen rasch den Eindruck erwecken können:
so muss es wohl sein. Aus Fake-News werden "alternative Fakten".
Sie können unsere Demokratie gefährden, da insbesondere extremistische Kräfte
das Netz mit seinen modernen Möglichkeiten geschickt für ihre Szenarien nutzen
und dabei -zurzeit noch- auf geringe Gegenwehr stossen. Ob wir es wahr haben
wollen oder nicht: die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen (oder i.d.F. das
Internet und der Stellenwert sozialer Medien lässt sich nicht abschaffen), also
bedarf es wirksamer Gegenmaßnahmen um uns und unsere Demokratie zu
schützen.
Solide Informationen über das Geschehen im Netz sind der erste wichtige Schritt
- und dazu leistet die Autorin einen wesentlichen und wichtigen Beitrag!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 24. Juni 2018 2018-06-24 14:54:58