Musik als existenzieller Bestandteil menschlichen Lebens
"Musik ist nicht nur Berieselung, sondern für viele Menschen eine große
Bereicherung in ihrem Leben".
Was aber genau ist "Musik". Mozart? Pop? Oder auch Walgesänge und ein
abendliches "Froschkonzert"? Solchen Fragen geht Eckart Altenmüller
in diesem gut verständlich verfassten, grundlegenden, Werk zunächst nach. Und
greift dabei weit in die Evolution auf sozialer Ebene, aber auch in die Biologie
auf körperlicher "Hör-Ebene" zurück.
Wobei bei allem im Hintergrund grundlegend gilt: "…denn es gibt nicht die
Musik, es gibt viele Musiken... Was für die einen unerträglicher Lärm ist,
erzeugt bei anderen größte emotionale Bewegung".
Musik ist also nicht nur die Verbindung von Lauten, die durch Schallwellen im
Ohr als Geräusch anlangen, sondern auch eine je kulturelle Entfaltung. Wie
verschiedene Sprachen, die einander teils überaus fremd sind, aber auch in
anderen Teilen Nähe und Verwandtschaft der einzelnen Worte und Vokabeln kennen.
Mit vielen Beispielen, auch über QR-Codes direkt aus dem Werk heraus über
Handy zu öffnen, geht Altenmüller breitestmöglich allen Fragen nach, die mit
der Musik zusammenhängen. Ob Tiere auch musizieren wird dabei ebenso
sorgfältig beantwortet, wie Altenmüller beredt auf die Anfänge der Musik
"im Neandertal" eingeht, bis dahin, Musik als "Ursprache" zu
kennzeichnen.
"Die Musik ist die wahre allgemeine Sprache, die man überall versteht,
daher wird sie in allen Ländern….mit großem Ernst und Eifer, unaufhörlich
geredet".
Der physische Vorgang der Umsetzung von Schall in Klang legt sich dabei ebenso
vor die Augen (und Ohren) des Lesers, wie die weitergehenden inneren Abläufe im
Rahmen der "Gedächtniskunst" und der "Konstruktion" von
Musik bis zu aktuellen Erkenntnissen der Neurologie, "Hören formt das
Gehirn" indem die "Gehörbildung neuronale Netzwerke kreiert".
Dort, etwa kurz vor der Mitte des Werkes treten dann die eigentlichen Themen und
Inhalte Altenmüllers verstärkt in den Raum. Die "Wirkung" der Musik.
Einerseits auf jene, die sie erzeugen und andererseits, ebenso wenn nicht fast
noch wichtiger, weil deutlich mehr, auf jene, die Musik rezipieren.
Musik wirkt, und das vor allem in den Emotionen, die sie hervorruft. Die
Verbindung von Schallwellen und Klängen im Ohr mitsamt der dabei wachgerufenen
Emotionen formt das Gehirn in seiner Vernetzung. Somit ist Musik einerseits eine
universelle emotionale Sprache, und das seit den evolutionären Wurzelnd es
Menschen her, wie Altenmüller überzeugend ausführt, und anderseits eine Form
von "Heilmittel" ebenfalls auf den emotionalen Bereich
konzentriert.
Und das nicht nur als "Trost" für die Seele, oder als "Hilfe
beim Chillen", sondern Altenmüller verweist ganz handfest auf die
"Neuroplastizität" als medizinisch beobachtbares Heilmittel, unter
anderem bei Schlaganfallpatienten, aber auch in den Krankheitsbereichen von
Demenz und Alzheimer als "Mittel gegen das Vergessen".
Fazit
"Die Mittel zur Heilung sind dabei Trance, Suggestion und Geborgenheit in
der Gruppe", vermittelt und fühlbar gemacht durch Musik. Dass dabei am
Ende der Leser sich weitgehend bestätigt in seinem intuitiven Empfinden der
Wichtigkeit der Musik wiederfindet, ausgestattet dann mit vielfachen
Informationen rund um die Musik, spricht am Ende zudem noch für die Lektüre,
die nicht angespannt, sondern flüssig und klar im Stil umfassend in Worte
fasst, was die Mehrzahl der Menschen ihr Leben lang bis dato vielleicht eher
unbewusst mit der Musik verbunden haben.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 07. Juni 2018 2018-06-07 10:14:43