Positive Naturgestaltung in der Stadt
Nachdem Arvay in seinem letzten Band die wohltuenden Effekte des Waldes (mit
vielfach überraschenden Erkenntnissen und Einsichten) dargelegt hat, macht sich
der Autor in seinem neuen Werk auf in die Stadt. Und geht dabei natürlich weit
über das Besuchen von Parks oder anderen "grünen Lungen" moderner
Großstädte nach. Ist es dem Leser zunächst noch einsichtig, dass "die
Natur" beruhigende, ästhetisch schöne und auch, natürlich, in vielerlei
Gestalt viele Formen von "Medikamenten" bereit hält (jeder Urlaub in
weitgehend naturbelassener Landschaft zeugt ja schon im Ansatz von dieser
Wirkung), so darf man neugierig sein, was und wie solche Effekte in der Stadt
möglich, vielleicht gar vorhanden, vor allem aber ausbaubar sind. Weiterhin
geht Arvay analytisch davon aus, dass es nicht "alle" Menschen sind,
die für "Unruhe im System", dem das Planeten und des eigenen, sorgen,
dass aber die Zahl derer (leider) weiterhin steigernd ist, die den Bezug zu
"unserer natürlichen Umwelt" verloren haben.
"Und sie leben fast alle in Städten".
Als Reaktion kann dies natürlich weiterhin ignorieren und weiter am Ast sägen,
auf dem die Menschheit sitzt oder gar sich "für den Mars" bereit
machen. Sinnvoller aber wäre, auf so etwas wie Balance und Ausgleich
hinzuarbeiten, damit die heilenden Kräfte der Natur auch im städtischen
Bereich wieder und mehr Lebensraum erhalten. Was Arvay nicht nur, aber durchaus
auch mit jenem "Staunen" weiterhin versucht, anzuregen, dass schon in
seinen vorhergehenden Betrachtungen wichtig für das Verständnis des Lesers
war. Welch therapeutischen Kräfte in Pilzen, Rinden, Kräutern, Bäumen zu
finden sind. Wobei gilt: Biophilia Effekte sind: "Naturerlebnisse mit
äußerst positiven Auswirkungen auf unsere körperliche Gesundheit und unser
psychisches Wohlbefinden". "Urbane Wälder" haben hohes
Potenzial, so stellt es Arvay durchaus auf dem Boden aktueller
wissenschaftlicher Erkenntnisse leicht verständlich und mit vielfachen
Beispielen dar.
Angemerkt sei allerdings, dass ein nicht geringer Teil dieses neuen Werkes
bekanntes noch einmal verdeutlicht, hier und da erweitert, aber doch sehr
erkennbar das einmal gefundene Thema des Autors noch einmal zu Gehör bringt,
bevor dann im Blick auf Gegenwart und Zukunft der Städte dieses Wissen auf die
"andere Umgebung transferiert wird. Wenn nun im Grundsatz gilt, dass
"die Trennung von der Natur uns körperlich und psychisch krank werden
lässt", dann macht es natürlich Sinn, den festgestellten Biophilia Effekt
"in unseren Metropolen" zu stärken und zu verankern. Naheliegend (und
da überrascht das Buch nicht) in Form von "Stadtwäldern", mehr als
bisher und ur-wüchsiger als bisher zum "Waldbaden" für den
Menschen.
Wobei es durchaus interessant zu lesen ist, wie Arvay sein Grundkonzept des
"heilenden Waldes" mit einer Stadtform des "Termitenhügels"
in Analogie bringt und als erstes Mittel für eine andere Zukunft das
"lassen" anführt. Brachliegende Flächen nicht umgehend wieder
"zubetonieren", Platz schaffen, luftigen Platz für (fast) von alleine
gedeihende kleinere Ökosysteme, wenn der Mensch eben nicht regulierend,
betonierend und gegen jedes Unkraut ankämpfend seine Städte ständig
"gegen die Natur" verteidigt. Was nicht in aufbrechenden Straßen
unbedingt zu finden sein muss, sondern in geplanten Flächen, die
"renaturalisiert" werden. Was zugleich ein anders Konzept von Wohnen
bedeuten würde, denn gerade Fläche in der Stadt ist ja Mangelware.
Nicht um ein "entweder - oder" geht es in diesem Ansatz, sondern um
eine Integration von Stadt und Natur. Was Arvay verständlich ausführt und was
im Buch durchaus praktikabel klingt. Und dennoch ein massives Umdenken in Bezug
auf den "Wert" von Flächen in der Stadt erfordern würde. Ob solches
Gelingen kann, wäre die, aktuell eher mit "Nein" zu beantworteten
Frage. Aber wie in New York oder Amsterdam und an anderen Orten zu sehen,
"Dachgärten", Gemüseanbau auf Terrassen oder zwischen Fahrspuren,
eine Rückkehr von Bäumen, all das sind ja bereits Anzeichen von
"Biophilia" in der Stadt, die wohltuend wirken.
Fazit
Auch wenn im Grundsatz das Werk nichts Neues in den Erkenntnissen des heilenden
Wirkens der Natur vorlegt, sind die vielfachen Ideen und Anregungen für ein
langsames Umdenken in den Städten doch lesenswert und bietet vielfachen Anstoß
für einen "anderen Blick" auf die Möglichkeiten der "eigenen
Stadt".
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 03. Juni 2018 2018-06-03 13:49:18