Spannend und mit (selten direkt) erhobenem Zeigefinger
Vlade, Hausmeister im "Metropolien", eine der noch stehenden
"Hochhausburgen" in Downtown Manhattan, entdeckt schwieriges, noch nie
Erlebtes, gefährliches bei einem seiner Rundgänge durch die Kellerzone des
Hauses, in dem über 2000 Menschen in einer Art autarken Genossenschaft leben.
Die Versiegelung gegen das ständig anlaufende Wasser ist beschädigt. Und zwar
gezielt, wie Vlade sieht. Steht das im Zusammenhang mit einem irrwitzigen
Kaufangebot für das Gebäude? Vier Milliarden Dollar durch einen nicht
genannten Bieter über eine Kanzlei?
Oder steht es in Zusammenhang mit den beiden jungen, begabten "Quads",
Programmieren, die in die Highend Finanzwelt des "neuen New Yorks" ein
kleines Programm eingeschleust haben und umgehend danach verschwunden sind? Auch
diese übrigens Bewohner des "Met". Ein Verschwinden, dem sich
Inspektorin Gen vom NYPD zuwendet. Eine Ex-Wassersumo-Ringerin mit damals
beträchtlichem Erfolg und heute noch legendenhaftem Ruf. Gemeinsam mit Amanda,
einer der führenden Persönlichkeiten des Wohnturms, der dieses Angebot
schwierige Zeiten prophezeit. Denn was, wenn die Versammlung aller Bewohner sich
vom Geld blenden lassen?
Wie Franklin etwa, Hedgefonds, kühl, professionell, erfolgreich. Der einen
eigenen Index entwickelt hat und nun wohl "short" gehen muss, um, wie
immer, viel Geld zu erlösen. Bits im Kasino der Börse, mehr nicht. Auch wenn
er sich gerade wohl in Jojo verliebt hat und damit etwas kennenlernt, was ihm
bisher nicht gegeben war: Ein gewisses Interesse für einen anderen Menschen.
Klar, Franklin rettet, und das nicht nur einmal, zwei halbwüchsige Jungs auf
Schatzsuche in gefährlichen Gefilden, aber das eher gezwungenermaßen,
Interesse weckt das nicht groß bei ihm.
In diesem New York nach der "zweiten Welle", innerhalb derer sich der
Meeresspiegel um 15 Meter weltweit erhoben hat und das, was früher den Kern New
Yorks ausmachte nun einige Meter unter Wasser versetzt hat. Wobei einerseits
sich das Gefüge des sozialen Miteinanders geringfügig veränderte (immerhin
gibt es nun solche Wohngenossenschaften), im Großen und Ganzen aber ist alles
beim Alten. Außer dass die Politik im Zuge der Verwüstungen endgültig die
Segel gestrichen hat und die Finanzwelt übernommen hat. Mit ihrer Zentrale in
Denver, aber natürlich ist und bleibt Macht, Reichtum, Geld der höchste Wert.
Für die da oben. Eine Welt, die Robinson detailliert und kleinteilig zu
beschreiben weiß, von Wasser-Omnibussen über Hochbrücken bis zum Sandabbau
für neue Strände, von der gefährlich und dennoch Abenteuer anlockenden
"Gezeitenzone" bis hin zur Schatzsuche unter einer Taucherglocke in 6
Meter Tiefe auf den ehemaligen Straßen New Yorks.
In denen Robinson seine Figuren mit ebenso viel Liebe und Geduld überaus
differenziert entwickelt, wie die Welt, in der diese nun zurechtkommen müssen.
Und dabei mehrere, in sich spannende, Fäden zu einem Gesamtbild mit
Überraschungen und Wendungen zusammenführt. Dass Robinson dabei mit ironischer
Verzweiflung in der Gegenwart auf die Gattung Mensch blickt, auf den Umgang mit
der Natur und miteinander, auf die reine Auswertung auf (eher fiktives) Geld,
das erschließt aus klar abgegrenzten "Zwischenkapiteln", in denen der
Autor selbst das Wort direkt an den Leser richtet.
Fazit
Ein lehrreiches, interessantes, spannendes, flüssig und gut erzähltes
Lesevergnügen, das sich durchaus zur kritischen Reflexion des Lesers zudem noch
eignet.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 29. Mai 2018 2018-05-29 14:28:19