Foto: Hans-Georg Gaul / r.e.m.
Seit einigen Jahren ist
Horst Evers sowohl als Literat, als auch auf der Kleinkunstbühne eine feste Größe. 2002 gewann er den Deutschen Kabarettpreis, 2008 den Deutschen Kleinkunstpreis. Mit seinen humorvollen Büchern bringt er auch eine breite Leserschaft immer wieder zum Lachen. Sein aktuelles Buch "
Vom Mentalen her quasi Weltmeister" bereitet die Leserschaft sehr humorvoll auf die anstehende Fußballweltmeisterschaft in Brasilien vor. Im Gespräch mit Buchtips.net verriet er, wie die Idee zu dem Buch entstanden ist und wie viele Witze er schon über den Hauptstadtflughafen gemacht hat.
Michael Krause: Ihr Tipp für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien?
Horst Evers: Argentinien wird Weltmeister. Für europäische Mannschaften ist es, meiner Meinung nach immer noch sehr schwer in Südamerika Weltmeister zu werden und Brasilien wird der enorme Druck zu schaffen machen.
MK: Hat ein Fernsehsender schon angefragt, ob Sie als Experte aus Brasilen berichten möchten?
HE: Leider nein.
MK: Wann ist die Idee entstanden, ein Buch über die WM-Teilnehmer zu schreiben?
HE: Eigentlich schon 1990. Da haben wir bereits ein großes Public Viewing zur WM gemacht. Allerdings mit Live-Vorprogramm. Ich habe dort immer humorvoll die spielenden Nationen erklärt. Daraus wurde später eine Radiokolumne und dann, allerdings nach erheblich ausführlicheren Recherchen nun ein Buch.
MK: Gibt es ein Land, dass Ihnen im Verlauf der Arbeit an diesem Buch besonders an Herz gewachsen ist?
HE: Uruguay wegen des äußerst sympathischen Staatspräsidenten und Bosnien-Herzegowina, da mir bei der Recherche nochmal klar wurde wie kurz der furchtbare Krieg dort erst her ist und wie tapfer dieses Land, die Bevölkerung um eine friedliche Zukunft ringt.
MK: Wie viele persönliche Erfahrungen stecken in den jeweiligen Länderbetrachtungen?
HE: Recht viel. Viele Länder habe ich selbst bereist. Ansonsten habe ich aber auch das Glück in Berlin zu wohnen, wo man mit wenig Aufwand für jedes Land jemanden findet, der dort geboren ist oder eine Weile da gelebt hat. Zudem habe ich auch große südamerikanische Mitbewohnererfahrung.
MK: Sie haben Germanistik und Sozialkunde studiert. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Leute zum Lachen bringen können?
HE: Schon in der Schule. Mit Lehrerparodien und Texten für die Schülerzeitung fing es an.
MK: Wie ist Ihr Pseudonym Horst Evers entstanden?
HE: Mein Geburtsort ist ein ganz kleines Dorf, Evershorst. Als ich mit drei Freunden 1989 die Literaturzeitschrift Salbader gegründet habe, waren wir auch die einzigen Autoren. Also hat sich jeder viele Pseudonyme genommen, damit es aussieht, als habe die Zeitschrift einen großen Pool von Schreibern. Meine Alltagstexte habe ich als Horst Evers geschrieben. Die waren später bei Lesungen am Besten für die Bühne geeignet. Also bin ich als Horst Evers aufgetreten und ehe ich noch drüber nachdenken konnte, hatte sich alles verselbstständigt.
MK: Sie stehen als Kabarettist auf der Bühne, sind Literat und arbeiten für den Rundfunk. Wie unterscheidet sich die Arbeit in den einzelnen Bereichen?
HE: Auf der Bühne zu stehen macht mir sehr großen Spaß. Das ist fast wie ein Ausgleichssport. Das anstrengendste an der Bühne ist eigentlich die täglichen Aktivitäten so zu koordinieren, dass man abends nicht zu müde ist. Schreiben ist meine große Leidenschaft, aber auch die mit Abstand zehrendste und quälendste meiner Tätigkeiten. Auch zeitlich und gedanklich nimmt das Schreiben den größten Raum ein. Rundfunk ist eigentlich wie Bühne, nur die Publikumsreaktion kommt eben erheblich zeitversetzt.
MK: Gibt es eine Arbeit, die Ihnen besonders viel Spaß macht?
HE: Die Auftritte. Ich gestalte die aber für mich und das Publikum auch sehr frei und entspannt.
MK: In vielen Geschichten betrachten Sie das Berliner Kiezleben sehr genau. Was fasziniert Sie an der deutschen Hauptstadt?
HE: Die unwiderstehliche Mischung aus Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn. Ein Mensch mit diesen Eigenschaften wäre wahrscheinlich ein Psychopath. Berlin jedoch ist dadurch die Stadt mit dem meisten, dem kompromisslosesten und anarchischsten Witz im deutschsprachigen Raum.
MK: Machen Ihnen Witze über den Hauptstadtflughafen noch Spaß?
HE: Seit der ersten Verschiebung des Eröffnungstermins habe ich bereits acht Texte über den Flughafen geschrieben. Das ist für mich thematischer Rekord. Seit sechs Texten habe ich immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, ich mache es mir zu leicht, wenn ich schon wieder über den Flughafen schreibe. Aber es sind ja tatsächlich immer wieder neue und überraschende Katastrophen, die Geschehen. Dennoch sehe auch ich mich so langsam als ein Opfer des Flughafendesasters.
MK: Wie gehen Sie beim Schreiben vor? Strukturieren, planen Sie Ihre Geschichten oder schreiben Sie einfach los?
HE: Eigentlich weiß ich vorher immer sehr genau, was ich wie warum schreiben will. Wenn die Geschichte aber beim Schreiben ein eigenes Leben entwickelt und sich von meinem Plan lossagt, lasse ich die Geschichte natürlich ihre eigenen Entscheidungen treffen und begleite sie nur noch in Zuneigung und Liebe. So wie das Eltern nun eben immer machen sollten.
MK: Wer ist der erste Leser Ihrer Geschichten?
HE: Ich. Nur ich. Dann geht es direkt vor ein größeres Publikum. Frühe Kritik von Einzelnen macht häufig weniger mutig.
MK: Was macht Horst Evers, wenn er nicht schreibt oder auf einer Bühne steht?
HE: Ich schreibe praktisch immer. Auch wenn ich schlafe oder lese. Ansonsten verbringe ich relativ viel Zeit mit der Tochter und der Freundin, leider zu wenig Zeit mit Freunden, lese, spiele, schaue viel Filme und Serien oder internationale Sportereignisse. Oder ich sitze einfach nur so rum. Das mache ich eigentlich auch sehr, sehr gerne.
MK: Ein paar Worte zu den nächsten Projekten ...
HE: Ich habe das große Glück schon genug Bücher verkauft zu haben, so dass ich mir jetzt völlig losgelöst von Marktchancen Schreibträume erfüllen kann. Als nächstes gönne ich mir wohl einen Science-Fiction-Roman. Das wird mir sehr viel Spaß machen.