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13. Internationaler Comic Salon 2008 in Erlangen

Der Entschluss zum Comic Salon Ende Mai nach Erlangen zu fahren, der in diesem Jahr das Schwerpunkt-Thema China hatte, fiel spontan am Samstag. So hatte ich mich nicht nur nicht rechtzeitig, sondern gar nicht vorher akkreditiert. Trotzdem bekam ich am Empfang unkompliziert einen Presseausweis, mit dem ich die Annehmlichkeiten des Pressebüros nutzen konnte: eine Pressemappe und die ausgestellte Vorauswahl nominierter und prämierter Comics. Sofort ins Auge fiel das Thema Comic-Biografie: Houdini, Che Guevara und Martin Luther King lagen als Comic vor. Mit einem Teil der 3-bändigen Aya-Reihe und mit Line Hovens als bestem deutschsprachiger Comic nominierten Buch Familienerinnerungen werde ich mich bald genauer beschäftigen.
Die Idee, eben schnell ein Manga für eine Manga-verrückte Nachbarin signieren zu lassen, führte mich zu Ying Zhou Cheng, der in Deutschland lebenden Mangaka von Shanghai Passion. Frau Ying hat sich dafür entschieden, ihre Manga-Leidenschaft als Hobby auszuüben und studiert inzwischen Business-Management. Stilgerecht im Matrosenkleid und mit rotgefärbter Haarsträhne startete die Künstlerin ihren Cosplay-Workshop unter dem Motto "Hasenöhrchen".

Nun ging es in den ersten Stock des Erlanger Rathauses zur Podiumsdiskussion "Zwischen Kreativität und Zensur – Zur Situation der Künstler in China" mit Lydia Haustein (Kunsthochschule Berlin-Weissensee), Andreas Seifert (Sinologe, Universität Tübingen), moderiert von Michael Lackner (Sinologe, FAU Erlangen-Nürnberg). Frau Haustein eröffnete die Diskussion mit dem provokanten Statement, das Label Dissident sei für einen chinesischen Künstler Garant für Erfolg und dennoch nicht leicht zu bekommen. Kunst in China finde in den abgegrenzten Enklaven der Galerie-Viertel statt, werde speziell für den Export produziert und von Besuchern und Käufern aus dem Westen konsumiert. Sie wies darauf hin, dass bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts Künstler Gehaltsempfänger des Künstler- oder Schriftstellerverbandes gewesen seien und in deren Auftrag produzierten. Der Warencharakter von Kunst sei auf dem chinesischen Kunstmarkt noch neu. In den nächsten 5 Jahren sei in China mit der Eröffnung Tausender neuer Museen zu rechnen. Massenkunst wie Comics oder Computerspiele erreiche im Gegensatz zur bildenden Kunst dagegen auch große Zahlen von Einheimischen. Wichtig sei für Europäer, zu akzeptieren, dass es den aktuell gerade wieder angemahnten historischen Diskurs und die uns vertraute kritische Berichterstattung in China nicht geben wird.

Im Vorraum des Ratssaales zeigte die Ausstellung "Kung Fu, Drachen, Abenteuer - Das Bild Chinas in europäischen Comics", welche Comic-Helden außer Tim und Mecki schon in China unterwegs waren. In einer weiteren Ausstellung glänzten die Künstler Nie Chongrui (*1953), dessen Bücher im französischen Verlag Xiao Pan erscheinen, und Guy Delisle (*1966) mit großformatigen Originalen ihrer Comics.

Was ich mit etwas mehr Zeit noch hätte unternehmen können? Comics zum Kilopreis von 12,50€ kaufen, ein Panini-Sammelalbum mit Stickern von jedem Stand füllen, die Schlumpfaktion von Unicef besuchen, einen Plüsch-gekleideten Garfield knutschen, mit Herrn Jedi-Ritter persönlich ein Eis essen oder einfach die lockere Atmosphäre auf dem Rathaus-Platz genießen.

Helga Buß

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