Als sich am Sonntag gegen 18.00 Uhr die Tore der Messehallen schlossen, konnte der Veranstalter der diesjährigen Leipziger Buchmesse mit seinen Mitarbeitern anstoßen, ging doch die große Frühjahrsshow der Bücher mit einem Besucherrekord zu Ende. Rund 175.000 lesebegeisterte Besucher schoben sich an den vier Messetagen durch die Hallen. Zählt man noch die Besucher des Literaturfestivals "Leipzig liest" dazu, welches sich über das gesamte Stadtgebiet verteilte, summiert sich die Zahl der Besucher auf über 230.000. Ein gutes Zeichen in Zeiten, in denen das Dschungelcamp Rekordquoten erzielt.
Einmal mehr wurde die Leipziger Messe ihrem Ruf als sympathischere der beiden Buchmessen gerecht. Wo in Frankfurt die großen Geschäfte gemacht und die Weichen für das kommende Bücherjahr gestellt werden, stehen in Leipzig Leser und Autoren im Blickpunkt. So ist es auch kein Wunder, dass 3000 Schreibende in die sächsische Metropole gepilgert sind. Wieder einmal war das Spektrum breitgefächert. Bestsellerautoren wie Simon Beckett, der seinen neuen Thriller "Der Hof" präsentierte oder Sebastian Fitzek, der mit "Noah" die Zuschauer in Atem hielt, zählten ebenso dazu wie neue, unverbrauchte Gesichter wie Roswitha Gruler, die am Messestand ihres Verlages aus ihrem Erstlingswerk "Altweiberherbst" las. Ebenfalls für viel Furore sorgte David Safier, der mit "28 Tage lang" seinen neuen Roman vorstellte und mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto ein heikles und ernstes Thema in den Mittelpunkt seiner Geschichte stellte. Beachtenswert auch die Vorstellung des Sängers Heinz Rudolf Kunze, der zwar kein Neuling auf die literarischen Bühne ist, mit "Manteuffels Murmeln" aber jetzt seinen ersten Roman bewarb.
Überhaupt sind die zahlreichen Leseinseln und Forumsdiskussionen ein großes Plus dieser Messe. Für jeden Anhänger wird dabei etwas geboten. Im Forum der Hörbucharena konnten Hörspielsfans einen Blick auf die beiden Hauptsprecher der Erfolgsserien "Batman" und "Offenbarung 23" werfen und erfuhren in einer Diskussionsrunde mit dem Chef des Hörspiellabels Highscore Music, Sebastian Pobot, welche Schätze in diesem Jahr noch auf die Hörer warten. So wird es u.a. eine neu gemasterte Auflage der alten Edgar-Wallace-Hörspiele geben, die mit bekannten Stimmen wie Manfred Krug aufwarten können.
In der Fantasyecke tummelten sich Erfolgsautoren wie Markus Heitz, Christoph Hardebusch, Wolfgang Hohlbein oder Nina Blazon, die in einer interessanten Lesung ihren neuen Roman "Der dunkle Kuss der Sterne" vorstellte. Ein großer Anziehungspunkt der Leipziger Buchmesse ist jedes Mal die Manga-Comic-Convention, die auch in diesem Jahr eine eigene Halle bekam. Neben den Stars der Szene waren es vor allem die phantasievollen Kostüme der Anhänger, welche immer wieder ein Farbtupfer für die Buchmesse sind. Die Leipziger Buchmesse ist aber auch Treffpunkt vieler Blogger, wie "Buchgefieder" oder "Literatwo", die ebenfalls an Podiumsdiskussionen teilnahmen, Autoren interviewten oder sich untereinander austauschten.
Gastland waren unsere Nachbarn aus der Schweiz. Neben 80 Autoren wie Lukas Bärfuss oder Martin Suter war es ein ungewöhnliches Gastgeschenk, dass die Besucher begeisterte. 40 feuerrote Sitzbänke wurden in der Innenstadt von Leipzig positioniert, die als Buchmesse-Signale auf das viertägige Leseevent hinweisen sollten und jetzt ihre Heimat im Leipziger Clara-Zetkin-Park finden. Aber auch sonst zeigte sich das Gastland mit der Messe sehr zufrieden. "Unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen. Was die Veranstaltung adelte, war das große Interesse des Publikums", so Marianne Sax, die Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbandes. Vor allem sei es gelungen, eine größere Aufmerksamkeit für Schweizer Autoren und Verlage zu bekommen.
Natürlich sorgt auch das aktuelle weltpolitische Geschehen für Gesprächsstoff. Angesichts der Krim-Krise ist ein Autor wie der Ukrainer Juri Andruchowytsch ein begehrter Gesprächspartner gewesen, wenn es um die Analyse der augenblicklichen Lage seines Heimatlandes ging. Eine feste Tradition ist inzwischen die Leipziger Büchernacht, die in diesem Jahr eine Premiere erlebte. Erstmals moderierte der bekannte Literaturkritiker Denis Scheck die Veranstaltung. Am 15. März sprach er in der Schalterhalle des Bayerischen Bahnhofs unter anderem mit Marianne Birthler über deren Autobiografie "Halbes Land. Ganzes Land. Halbes Leben" und mit dem Essayisten und Romancier Fritz J. Raddatz über sein neues Buch "Stahlstiche". Nach vier Messetagen bleibt für alle Teilnehmer, die mit der Messe in irgendeiner Art zu tun hatten nur ein Fazit: Schön ist es gewesen!