Am 18. Oktober ging die Frankfurter Buchmesse 2009 zu Ende. Eine Messe, die zwar insgesamt
weniger Besucher anzog, aber den Verlagshäusern bessere Geschäfte einbrachte. Von daher sprach nicht nur Messedirektor Jürgen
Boos von einer erfolgreichen Messe.
Den Besuchern, sowohl Fachbesucher, als auch an den Publikumstagen, wurde dabei ein äußerst vielfältiges Programm geboten. Da
sich auf der diesjährigen Messe über 7000 nationale und internationale Verlage trafen, war die Buchmesse der ideale Treffpunkt,
um aktuelle Trends zu diskutieren. Hier stand vor allem der Wandel der internationalen Buch- und Medienbranche im
Blickpunkt: Sachbücher für elektronische Lesegeräte, Romane für das Handy oder Literaturverfilmungen für Smartphones.
Viele Möglichkeiten, wie unsere Lesegewohnheiten künftig bedient werden, wurden auf der Messe gezeigt und kontrovers
diskutiert. Fest steht, dass das Buch, so wie wir es kennen, weiterhin eine große Rolle spielen wird. Fest steht
aber auch, dass die neuen Medien in den kommenden Jahren immer mehr Raum einnehmen werden. Branchenfachleute sehen das
Jahr 2018 als Wendemarke an und glauben, dass zu diesem Zeitpunkt erstmals mehr digitale Leseerzeugnisse als Printprodukte
umgesetzt werden. Ähnlich wie das Hörbuch, dessen Umsatz in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist. Inzwischen werden
rund 200 Millionen Euro jährlich mit Hörbüchern umgesetzt und ein Ende ist nicht abzusehen. Dementsprechend wurde dem Hörbuch
auf der Buchmesse ein entsprechender Platz eingeräumt. Auf 500 Quadratmetern zeigte die Gemeinschaftspräsentation
Hörbuchverlage, auf welche Titel man sich im Herbst/Winter freuen kann. So zum Beispiel auf die explizit für das Hörbuch
geschriebene Mysteryserie "Dark Soul", die Deutschlands erfolgreichster Fantasyautor Wolfgang Hohlbein am Messesonntag
präsentierte. Neu war auch, dass in der eigens geschaffenen Hörbuchhandlung während aller Messetage Hörbücher gekauft
werden konnten.
Überhaupt war die Buchmesse wieder ein Stelldichein bekannter Gesichter aus Literatur, Fernsehen, Musik und Politik.
Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Buchmesse eröffnet hat, wurden unter anderem auch Richard von Weizsäcker,
Peter Maffay, Eckhard von Hirschhausen, Hakan Nesser oder Leon de Winter gesehen. Natürlich gab es auch in diesem Jahr
zahlreiche Lesungen, Präsentationen oder Podiumsdiskussionen. Ein Höhepunkt für die Fans preisgekrönter Literatur dürfte
die Lesung von Günter Grass gewesen sein. Vor 50 Jahren stellte er seinen Roman "Die Blechtrommel" auf der Frankfurter
Buchmesse vor. Dieses Jubiläum wurde entsprechend gefeiert. Gemeinsam mit dem Jazzmusiker Günter "Baby" Sommer wurde
das Werk zu Gehör gebracht. Für Fans der Unterhaltungsliteratur standen vor allem zwei Werke besonders im Blickpunkt:
"Limit", der neue Roman von Frank Schätzing, der auf der Buchmesse einen wahren Interviewmarathon absolvierte und der
in Windeseile übersetzte neue Robert-Langdon-Roman von Dan Brown "Das verlorene Symbol", der auf der Buchmesse
seine Deutschlandpremiere feierte.
Natürlich war die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr wieder ein Treffpunkt für den internationalen Dialog.
Mit Spannung wurde der Auftritt des Gastlandes China erwartet. "Das Interesse an China ist enorm", so Jürgen Boos,
Direktor der Frankfurter Buchmesse. Und diesem Interesse wurde Rechnung getragen. Rund 500 Veranstaltungen zum Thema
China fanden im Verlauf der Messetage statt. Insgesamt reisten 2000 Gäste aus dem Reich der Mitte an, darunter
der Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian sowie Mo Yan und Yu Hua. Dabei blieb es nicht aus, dass auch politische
Themen angesprochen wurden. So fand die Veranstaltung "Die verbotene Lesung" um politische Literatur aus Tibet
besonderen Anklang. Schauspieler Hannes Jaenicke und andere Gäste lasen hier aus Werken bekannter tibetanischer
Autoren.
Aber auch ein innenpolitisches Thema bekam den gebührenden Raum: Die Bundesrepublik Deutschland feiert ihren 60.
Geburtstag und der Fall der innerdeutschen Mauer jährt sich zum 20. Mal. Über 20 Veranstaltungen fanden dazu auf
der diesjährigen Buchmesse statt. Hier war die Fotoausstellung "Eine Mauer verschwindet" des Berliner Fotografen
Henning Langenheim ein Highlight.
Im fünften Jahr rückte die Frankfurter Antiquariatsmesse, die durch Cees Nooteboom eröffnet wurde, näher an Literatur
und Kunst heran. Angeboten wurden hier kostbare Bücher und Graphiken aus vier Kontinenten. Die Sonderausstellung war
dem Illustrator J.K.G. Niedlich gewidmet.
Trotz rückläufiger Besucherzahlen war die Frankfurter Buchmesse 2009 für alle ein Erfolg. Dem Besucher wurde ein
überaus vielschichtiges und interessantes Programm geboten, und die Verlage konnten sich über bessere Geschäfte
freuen. In Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise die vielleicht wichtigste Meldung aus Frankfurt. Hat die Buchbranche
in den letzten Jahren doch durchaus harte Zeiten erlebt.