Größer, schöner, besser – die Frankfurter Buchmesse 2006
Obwohl sich die Lage der Branche alles andere als rosig darstellt, ist die 58.
Auflage der weltgrößten Bücherschau eine Messe der Rekorde geworden. 7272
Aussteller aus 113 Ländern füllten mehr Hallen als jemals zuvor. Und auch die
Zahl der literarischen Veranstaltungen auf, neben und anlässlich der Messe ist
nahezu unüberschaubar geworden. Überhaupt hat man den Eindruck, dass die Messe
mehr dem globalen Kollegentreffen gilt, als der Order von Neuerscheinungen.
Trotzdem präsentierten sich 400.000 Titel dem interessierten Publikum und wollen
damit zeigen, dass die Branche nicht so schlecht dasteht, wie immer wieder
behauptet wird.
Dabei gäbe es einige Gründe zum Jammern, war doch das erste Halbjahresgeschäft
alles andere als ein Erfolg für die Verlagsbranche. Doch in Frankfurt hat das
Buchgewerbe beispielhaften Optimismus versprüht. Nicht zuletzt durch die
Erfolgstitel der letzten Wochen hat ein ganzer Industriezweig neuen Mut gefasst.
Egal ob die Zwiebelhäute eines Günter Grass oder die Romane "Stille" von Tim
Parks oder "Terrorist" von John Updike – die Ladenkasse klingelt. Wenn dazu noch
zwei weitere deutsche Titel kommen, die die Bestsellerlisten erobern – Daniel
Kehlmanns "Vermessung der Welt" oder das neu aufgelegte Parfüm von Patrick
Süskind, dann ist die Welt zwar noch lange nicht in Ordnung, aber alles nicht
mehr ganz so schlimm. Bücher sind wieder im Gespräch und das ist es, was sich
die Branche von der Messe erhoffte. Und so war dann auch die Messe ein
Stelldichein der großen Namen. Egal ob Deutschlands Thriller-Star Frank
Schätzing, Bestsellerautor Ken Follett oder der indische Autor Kiran Nagarkar –
alle fanden den Weg nach Frankfurt und sorgten eindrucksvoll dafür, dass sich
die Buchbranche für die nächsten Monate gewappnet hat. Jetzt müssen wir nur noch
eins tun um den Schwung beizubehalten – Lesen!
Auch Bundespräsident Horst Köhler, der sich im Urlaub gerne Zeit für die Krimis
von Henning Mankell nimmt, äußerte sich zu diesem Thema, in dem er schon die
Eltern aufforderte ihren Kindern den Spaß am Lesen vorzuleben. "Wir müssen dafür
sorgen, dass schon Kinder Freude am Lesen haben – auch durch Vorbilder und
Vorlesen. Passend dazu präsentierte Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter
Buchmesse, den neuen Themenschwerpunkt "Zukunft Bildung", der international
angelegt ist und neben der Gastlandreihe etabliert wird. Das Programm setzt drei
Schwerpunkte: Alphabetisierung, Lernen in der Schule sowie Fortbildung für die
Branche. "Für die Buchbranche ist das Thema Bildung gerade auch unter
ökonomischem Aspekt von elementarer Bedeutung", so Jürgen Boos. Partner des
Programms sind unter anderem das UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen, der
Bundesverband Alphabetisierung, der Deutsche Volkshochschulverband, die Maleki
Group und der Verein Schulen ans Netz.
Aber auch ein anderer Trend spiegelte sich dieses Jahr auf der Frankfurter
Buchmesse – Bits und Bytes sind weiter auf dem Vormarsch. Gebundene Bücher waren
bei weitem nicht das einzige, was auf der Frankfurter Buchmesse gezeigt wurde.
CD-ROMs, DVDs, Hörbücher, Online-Datenbanken und eBooks stellen inzwischen gut
30 Prozent des Messeangebots. Dieses Phänomen fiel besonders im
Ausstellerbereich Fach- und Wissenschaftsverlage sowie Informationsmanagement
ins Auge. Hier waren große Fachverlage wie Springer, de Gruyter oder
WoltersKluwer ebenso vertreten wie die Online-Giganten Google oder Amazon. Doch
auch in Populärwissenschaft, Pädagogik, Reiseliteratur und sogar in der
Belletristik hat die Digitalisierung Einzug gehalten.
Das Publikumsinteresse an der Frankfurter Buchmesse ist auf jeden Fall nach wie
vor ungebrochen. Waren schon die Fachbesuchertage gut besucht, so waren die
beiden traditionellen Publikumstage Samstag und Sonntag ein voller Erfolg.
Tausende interessierte Leser schlängelten sich durch die Hallen und zeigten
zusammen mit den zahlreichen Veranstaltungen rund um das Thema Buch, dass sich
die Verlagsbranche mit dieser Messe der Rekorde Mut für die nächsten zwölf rauen
Monate gemacht hat.
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