"Der Erdbeerpflücker" von Monika Feth ist der erste Band einer
Jugendkrimi-Reihe um die 18-jährige Jette, die die Erlebnisse, die sie als
Protagonistin, die in Verbrechen verwickelt wird, in der Ich-Form erzählt.
In diesem Band wird Jettes Freundin Caro, eine 18-jährige Oberstufenschülerin,
von einem Serienkiller ermordet. Er hat vorher bereits zwei weitere Mädchen,
eines im Nachbardorf, getötet. Die gebildete Sonderkommission steht unter
großem Druck, da der Mörder wieder zuschlagen könnte. Jette hat mit Caro und
einer weiteren Freundin, Merle, in einer Wohngemeinschaft zusammen gelebt und
sowohl Jette wie auch Merle sind von der Ermordung ihrer Freundin zutiefst
erschüttert und aufgewühlt. Da begeht Jette den Fehler, auf Caros Beerdigung
ihrem Mörder zu drohen: sie werde alles tun, ihn zu finden und einer gerechten
Bestrafung zuzuführen. So macht sie den Mörder auf sich aufmerksam. Er nähert
sich Jette als Freund und sie verliebt sich prompt in ihn, ohne zu ahnen, wie
gefährlich dies für sie werden könnte...
Mehr soll vom Inhalt der Handlung nicht verraten werden.
Meine Bewertung fällt "durchwachsen" aus. Auf der einen Seite ist
Monika Feth ein sehr spannender Thriller gelungen. Im ersten Teil agieren die
Charaktere auch sehr glaubwürdig. Sie sind lebensecht und authentisch
gezeichnet. Jette ist die Tochter einer Bestsellerautorin, energisch,
intelligent, engagiert und kommunikativ. Caro wirkt zurückhaltender und
scheuer, was mit einer schweren Kindheit zu tun hatte. Merles Stärken wiederum
liegen in ihrer Intuität. Sie spürt Gefahren und entwickelt einen
"siebenten Sinn", der - so weit sei es hier verraten - sich
entscheidend in dieser Geschichte auszahlen wird.
Leider wird diese gut durchdachte Charakterzeichnung jedoch ausgerechnet im Fall
der Hauptfigur, von Jette, nicht durchgehalten. Sie wendet sich urplötzlich von
ihrer Aufgabe, den Mörder ihrer Freundin zu ermitteln, ab, weil sie sich Hals
über Kopf in einen älteren Mann verliebt. Niemals kommt ihr auch nur der
Gedanke, dass sich dieser Mann nur an sie heranmachen könnte, weil er in ihr,
Jette, eine Gefahr sieht. Dabei ist diese Gefahr seit Jettes Auftritt auf Caros
Beerdigung so offensichtlich, dass es mich verwundert hat, dass weder die
Polizei - trotz Ermahnungen - eine Überwachung des Mädchens veranlasst, noch
Jette, ihre Freundin Merle oder ihre Mutter in Bezug auf den neuen Freund
mißtrauisch werden und rechtzeitig eingreifen. Dass sich Caro unbesehen in
ihren späteren Mörder verliebt, ist angesichts ihrer Kindheitserlebnisse und
ihres Charakters nachvollziehbar; bei der nüchterneren Merle allerdings nicht,
zumal sie dadurch die ihr selbst gestellte - oben erwähnte - Aufgabe, den
Mörder zu ermitteln, vernachlässigt. Das Handeln der Polizei - letztlich
verschließt auch der Kommissar trotz Ermahnungen die Augen vor der nahenden
Gefahr und veranlasst eben keine Observierung Jettes - kann m.E. nur mit dem
Willen der Autorin erklärt werden, auf Kosten der Logik im zweiten Teil
Spannung zu erzeugen und Jette als Lockvogel für den Mörder einzusetzen.
Logisch sind diese Ereignisse im zweiten Teil jedenfalls aus meiner Sicht nicht.
Fazit
Schade, dass daher eine sehr gute Idee im zweiten Teil nicht optimal umgesetzt
wird. Aufgrund des hervorragenden ersten Teils und der - zumindest im ersten
Teil glaubwürdigen und lebensechten Charaktere - und der Fähigkeit der
Autorin, spannend zu schreiben, vergebe ich 6 von 10 Punkten.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 04. Januar 2009 2009-01-04 11:30:14