Cornelia Funkes Onkel wohnte in einem Wasserschloss, dessen Dachgeschoss mit
allerlei Gerümpel voll gestopft war - der ideale Schauplatz für
Gespenstergeschichten. Hier begann Cornelia Funke vermutlich schon damit, die
Gegenwart mit den Augen der Vergangenheit zu sehen und die Vergangenheit aus
der Perspektive der Gegenwart zu betrachten. Die Patin der erfolgreichen
Schriftstellerin Cornelia Funke spürt in ihrer Biografie den Wurzeln eines
Ausnahmetalents nach und ergründet, wie es Cornelia Funke gelingt, Leser aller
Altersgruppen in den Bann ihrer Lindwürmer und Erdmonster zu ziehen. Cornelia
Funkes Kindheit wurde geprägt durch einen vorlesenden Vater und Lehrerinnen,
die ihr schon früh vermittelten, dass es für Frauen keine Grenzen gibt. Ein
künstlerisch begabter Onkel und Tante Hildegunde, die fesselnd aus Afrika zu
erzählen wusste, waren weitere prägende Begegnungen. Die Figuren in Funkes
Geschichten stammen aus den Büchern ihrer Kindheit, aus deutschen und
englischen Klassikern. Während Funkes Tätigkeit als Sozialpädagogin auf
einem Hamburger Bauspielplatz entstand die Idee der Mädchen-Bande Wilde
Hühner. Funkes eigene Kinder Anna-Lena und Ben wurden später Vorbild und
Anregung für die Figuren ihrer Fantasy-Trilogie Tintenwelt. Die Autorin
phantastischer und realistischer Kindergeschichten arbeitete ursprünglich als
Illustratorin und schrieb 1988 zu eigenen Illustrationen ihre erste Geschichte
"Die große Drachensuche". Damals war ein Kinderbuch schlicht ein
Kinderbuch und noch kein Produktpaket aus Buch, Film, DVD und
Merchandising-Artikeln. Cornelia Funke, die von sich sagt, als Westfälin habe
sie einen besonderen Hang zu Spökenkiekereien, beeindruckt mit der
Entschiedenheit, mit der sie die Vermarktung und Verfilmung ihrer Bücher
stets selbst steuerte. In weiteren Kapiteln erfahren wir, wie die Autorin die
Ideen zu ihren märchenhaften Figuren und magischen Schauplätzen entwickelte
und wie die einzelnen Kinderromane entstanden. Die alphabetische Auflistung der
Motive Funkes wird prägnant von den Majuskeln der Tintenwelt-Bücher
illustriert.
Bei Funkes blieb alles in der Familie. Von den künstlerischen und literarischen
Einflüssen der Eltern und Verwandten, über Funkes Schwester, die heute ihre
Webseite betreut bis zu ihrem Cousin Oliver Latsch, dem Sohn Hildegunde
Latschs, der zuerst Funkes Bücher ins Englische übersetzte und inzwischen ihr
Agent ist. Im Ganzen wirkt die Darstellung etwas zu glatt und harmonisch;
jugendliche Leser interessieren sich zum Beispiel auch für berufliche Krisen
oder alltägliche Konflikte bei der Vereinbarung von Beruf und Familie.
Fazit
Cornelia Funkes Biografin versammelt Familien-Anekdoten, Familien-Fotos,
Illustrationen aus Funkes Büchern, Werkstattberichte aus dem Schreibhaus in Los
Angeles und eine vollständige Bibliographie zu einem attraktiv gestalteten
Buch. "Cornelia Funke, Spionin der Kinder" begeistert junge wie
erwachsene Funke-Leser.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 06. Dezember 2008 2008-12-06 11:35:18