Amaros Weg war schon als Kind vorgezeichnet, nachdem die Eltern, Bedienstete bei
einer wohlhabenden Marquesa, früh verschieden waren, wurde seine Erziehung in
die Hände der Marquesa gelegt, die bestimmt hatte, dass er das Leben eines
Geistlichen leben sollte. Doch schon früh erkennt er seine Neugier am
weiblichen Geschlecht und genießt deren Gesellschaft.
Seine Zeit im Seminar war für ihn ein Wechselbad der Gefühle, er fühlt sich
nicht wohl dabei, Pfarrer zu werden, aber gleichzeitig ist er unfähig etwas zu
tun. Ständig plagen ihn unanständige Gedanken, die er sich nur mit viel
Disziplin und besonderer Hingabe aus dem Kopf schlagen kann.
Durch seine guten Beziehungen, wurde im die Pfarrstelle in Leira übergeben.
Dort hatte in der Kanonikus Dias bereits eine Unterkunft verschafft, nämlich
bei der Witwe Joaneira und deren Tochter Amélia, von der Amaro sofort in Bann
gezogen wird. Auch sie findet Gefallen an dem jungen Pater.
Joe Eduardo, ein Rechtsschreiber, wirbt schon länger um die Hand Amélias und
fühlt sich durch ihre Hingabe zum Pfarrer in seinem Vorhaben bedroht und aus
Eifersucht heraus setzt er einen anonymen Brief in eine, als den Pfarrern nicht
gutgesinnte, Zeitung, worin er über alle Pfaffen der Ortschaft und deren
Verhalten herzieht und diese verhöhnt, unter anderem Dias und Amaro. Doch er
sollte diese Tat bald bereuen.
Das Verhältnisse der beiden Liebenden wird immer enger und verheerender, durch
eine Lügengeschichte organisieren sie sich einen Ort für ihre
Schäferstündchen.
Die Katastrophe folgt schon bald, als Amaro feststellt, dass Amélia schwanger
ist...
Eça de Queiroz hat mit diesem Roman 1875 einen fürchterlichen Skandal in
Portugal ausgelöst. Kein Wunder, denn keiner der geschilderten Geistlichen
kommt gut weg, bis auf einen einzigen, der Erst am Ende der Geschichte in der
Handlung erscheint. Alle suhlen sich in einem Pfuhl aus Liebeleien, Eifersucht,
Neid und Habgier. Gott wird als ein nach Vergeltung trachtender Racheengel
dargestellt, der für alles Sühne verlangt. Ihr frommes Volk wird mit Angst vor
Gottes Rache in Schach gehalten.
Eça de Queiroz bezieht keine Partei, weder für die Geistlichen noch für die
Ungläubigen. Er stellt die Dämonen aller zur Schau, aber gleichzeitig zeigt er
die guten Charakterzüge auf, so dass authentische Figuren entstehen.
Er zeigt den Kampf auf, die durch das Zölibat und anderen Enthaltsamkeiten
provoziert wird. Er zeigt auf, dass zum Pfarrerwerden mehr dazu gehört, als nur
der Wunsch Gott zu dienen. Denn alle diese Pater dienen Gott, aber sie legen
Gottes Wort so oder so aus, wie es ihnen eben grad gelegen kommt, so dass am
Ende alles heilig gesprochen werden darf.
Er zeigt die heuchlerische Haltung der frommen Frauen auf, die nach außen hin
gottesfürchtig sind aber in ihren vier Wänden allen weltlichen Gelüsten
frönen und trotzdem in einer absoluten Seelenruhe leben.
Der arme Eduardo aber, der nie so gläubig war, aber genauso wenig verlogen, ist
in ihren Augen der größte Gotteslästerer überhaupt.
Fazit
Ein sehr spannender, interessanter Roman, der bestimmt auch heute die Gemüter
erregt und genauso aktuell ist.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
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veröffentlicht am 10. Oktober 2007 2007-10-10 23:34:16