Seit seinem Thriller "Der Trakt" zählt
Arno Strobel zu den beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren. Grund genug, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Und so bot sich die Frankfurter Buchmesse natürlich an, um mit dem IT-Experten, der heute noch für eine Bank in Luxemburg arbeitet, ins Gespräch zu kommen. Am zweiten Messetag herrscht schon großes Gedränge, als ich mich Nachmittags am Stand des Fischer Verlages einfinde und von Arno Strobel herzlich begrüßt werde. Sofort sind wir beim du.
Beschäftigt man sich ein wenig mit seiner Autorenvita, stellt man fest, dass er seinen ersten Schreibversuch im Selbstverlag vorgenommen hat. Ich möchte von ihm wissen, wie dies seinerzeit abgelaufen ist. "Ganz klassisch. Ich habe alle größeren Publikumsverlage angeschrieben und von allen, wie sich das gehört, eine Absage bekommen. Jetzt musste ich mir überlegen, wie es weitergeht und entschloss, bevor ich das Ganze einstampfe, mache ich es lieber selbst." Zusammen mit einem Freund gründete er einen Verlag und ließ 1000 Exemplare seines Romans drucken. 500 davon luden sie in einen Transporter und klapperten zwei Wochen die Region von Konstanz bis ins Saarland ab. Dort gaben sie bei Buchhändlern den Roman in Kommission. Schon nach einigen Tagen meldeten sich die ersten Händler. "Ich dachte, sie sagen, ich solle meinen Roman wieder abholen, doch sie orderten weitere Exemplare. So ging es weiter bis die erste Auflage verkauft und wir eine weitere in Auftrag geben mussten."
Aus dieser zweiten Auflage landete ein Buch beim DTV-Verlag, der Arno Strobel unter Vertrag nahm und sein Debüt "Magus – Die Bruderschaft" veröffentlichte. Es folgte ein zweiter Vatikanthriller, doch für Arno Strobel stand von Anfang an fest, dass er nicht auf dieser Schiene bleiben wollte. Ihn faszinierte der Psychothriller und so landete er beim Fischer-Verlag. Bereits sein erster Roman "Der Trakt" wurde ein Erfolg, dem mit "Das Wesen", "Das Script" und "Der Sarg" bis dato drei weitere folgten. Mich interessiert, ob er nicht Angst hat, dass ihm die Ideen ausgehen.
"Ich habe zwar manchmal vor meinen Ideen Angst", antwortete Arno lachend, "aber nicht die Angst, dass mir die Ideen ausgehen. Dafür schwirren mir zu viele im Kopf herum und dazu versuche ich auch viel zu viel Wert auf unterschiedliche Aspekte innerhalb der Romane zu legen. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, das man irgendwann eine Schablone über meine Bücher legen kann." Wenn man die Romane von Arno Strobel liest, stellt man fest, dass es selten die Polizei ist, die in Bedrängnis gerät. Oft sind es Menschen, die unsere Nachbarn sein könnten, die von ihm in eine extreme Situation verfrachtet werden. Einen Punkt, den er bestätigt. "Den Superhelden wird es bei mir nicht geben. Der wahre Psychothrill ist es ja gerade, wenn Menschen in extreme Situationen gebracht werden."
Mich interessiert, ob er seine Handlungen, die viele überraschende Wendungen parat haben, im Vorfeld genau plant. "Ich plane zwar ein Ende, aber es gelingt mir selten, genau dieses Ende zu erreichen. Aber bisher haben sich diese Abwandlungen jeweils als Glücksgriff erwiesen." Gespannt darf man sein, wie Arno Strobel sich in einem etwas abgewandelten Genre bewegt, denn im nächsten Jahr wird sein erster Jugendthriller erscheinen. Ich will von ihm wissen, ob sich das Schreiben eines Jugendthrillers von dem für einen älteren Leser unterscheidet. "Es sind nur Nuancen, wie die Sprache und die Sichtweise auf bestimmte Dinge. Jugendliche gehen anders als wir an bestimmte Dinge heran. Sie denken oft nicht so viel nach, haben vor vielen Dingen nicht so viel Angst wie wir Erwachsenen."
Bei diesem Schreibpensum und seiner Tätigkeit bei der Bank, die Arno Strobel auch noch ausübt, ist fast klar, dass für weitere Hobbys kaum Zeit ist. Allerdings ist er auch zum Schreiben erst spät gekommen. "Ich habe vor dreizehn, vierzehn Jahren im Internet ein Forum gefunden, in dem Kurzgeschichten bewertet wurden. Die dortigen Geschichten fand ich ziemlich schlecht und da ich schon immer viel gelesen habe, stellte ich mir die Frage, ob ich das nicht besser konnte. Also habe ich zwei Kurzgeschichten geschrieben und dort eingestellt, die unfassbar gut ankamen. Eine Woche später bekam ich dann die Anfrage, ob eine Kurzgeschichte in einer Anthologie veröffentlicht werden kann. Damit war der Grundstock für Größenwahnsinn natürlich gelegt."
Wenn man Arno Strobels Arbeit verfolgt, merkt man schnell, wie eng der Kontakt mit seinen Lesern ist und wie bereitwillig er auf diese zugeht. Auch unser Gespräch haben wir immer wieder unterbrochen, um Signierwünsche zu erfüllen. Über soziale Netzwerke wie Facebook sucht er den Kontakt oder veranstaltet Aktionen, die seine Leser einbinden. "Es gab in meiner Jugendzeit so viele Autoren, die ich verehrt habe und an die es kein Herankommen gab. Als es anfing mit meiner Schreiberei wirklich erfolgreich zu werden, war es mir wichtig auf Augenhöhe mit meinen Lesern zu bleiben. Jeder, der mit mir in Kontakt treten möchte, kann dies auf die eine oder andere Art tun." Das dies keine leeren Worte sind, habe ich am eigene Leib erfahren, denn auch ich habe den Kontakt zu Arno Strobel über seine Facebookseite gesucht. So neigt sich unser Gespräch dem Ende entgegen und ich verlasse den Stand von Fischer mit der Gewissheit, dass es bestimmt ein Wiedersehen mit Arno Strobl geben wird.